Pfatten – Am 19. und 20.02.2020 sind am Versuchszentrum Laimburg Vertreter der Agrarministerien bzw. -ressorts Bayerns, Österreichs und Südtirols zusammengekommen, um die Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Innovation zur Land- und Forstwirtschaft und zur ländlichen Entwicklung zu besprechen. Im Fokus des Treffens stand die Förderung der Artenvielfalt.
Um bestehende Forschungskapazitäten effizienter zu nutzen und Synergieeffekte zu schaffen, haben der deutsche Freistaat Bayern, das österreichische Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus und die neun österreichischen Bundesländer sowie die Autonome Provinz Bozen – Südtirol im Jahr 2016 einen internationalen Forschungs- und Innovationspakt in der Land- und Forstwirtschaft geschlossen.
Ziel dieser Forschungskooperation ist es die in der Landwirtschaft operierenden Forschungsinstitutionen Bayerns, Österreichs und Südtirols stärker zu vernetzen, Wissen auszutauschen, gemeinsame Schwerpunkte zu setzen und Zukunftsthemen gemeinsam zu erforschen. Seitdem treffen sich die Partner alljährlich, um diese Ziele gemeinsam umzusetzen.
Am Arbeitstreffen am 20.02.2020 am Versuchszentrum Laimburg nahmen Vertreter des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, des Österreichischen Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus sowie des Ressorts für Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Tourismus und Bevölkerungsschutz der Autonomen Provinz Bozen teil. Im Vordergrund des Treffens stand das Schlüsselthema Biodiversität. Die Vertreter der an der Forschungskooperation beteiligten Ländern gaben einen Überblick über die Rahmenregelungen zum Schutz und zur Förderung der Biodiversität in den einzelnen Ländern und stellten Forschungsprojekte vor, die zu diesem Thema an den verschiedenen Forschungseinrichtungen durchgeführt werden.
Förderung der Artenvielfalt
„Das Thema Biodiversität hat sich zu einem wichtigen Thema in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft entwickelt“, betonte Agrarlandesrat Arnold Schuler, der die Forschungskooperation für Südtirol unterzeichnet hatte und die Treffen der Forschungskooperationen alljährlich begleitet. „Wie bereits angekündigt, werden wir in den kommenden Jahren weitere Schritte unternehmen, um Südtirol zu einem „Land der Artenvielfalt“ zu machen. Unser Ziel ist es Lebensräume zu erhalten und diese auch für die künftigen Generationen in ihrer Vielfalt zu sichern. Dieses Ziel wollen wir mit einem durchdachten Konzept umsetzen, und dafür braucht es Austausch und Vernetzung auch über die Landesgrenzen hinaus sowie wissenschaftlich fundierte Ergebnisse aus der Forschung. Die Forschungskooperation zwischen Bayern, Österreich und Südtirol liefert uns die notwendigen Werkzeuge und Möglichkeiten, um uns besser zu vernetzen, unsere Forschung zu intensivieren und aus den Ergebnissen konkrete Maßnahmen für die Politik abzuleiten.“
Auch Laimburg-Direktor Michael Oberhuber, der das Arbeitstreffen moderierte, zeigte sich erfreut über die Ergebnisse der Gespräche: „Beim heutigen Austausch mit den Vertretern der Agrarministerien und land- und forstwirtschaftlicher Forschungseinrichtungen in Bayern und Österreich hat sich gezeigt, dass unsere Nachbarländer mit sehr ähnlichen Fragestellungen konfrontiert sind wie wir. „Am Versuchszentrum Laimburg arbeiten wir bereits seit Jahren an Themen der „Agrobiodiversität“ – sie bildet eine der vier Säulen unseres Forschungsschwerpunktprogramms. Unsere Forschung in diesem Bereich reicht von der Sortenprüfung und -züchtung im Obstbau und der Prüfung von Klonen im Weinbau über die Saatgutgewinnung, Sammlung und Aufwertung alter lokaler Sorten im Getreidebau, mannigfaltigen Fragestellungen im Pflanzenschutz und zur Bienengesundheit bis hin zum Netzwerk „Natur im Garten“, welches sich für die Ökologisierung von Privatgärten und Grünräumen einsetzt. Wir haben heute interessante Anknüpfungspunkte für gemeinsame Forschungsvorhaben identifizieren können, die wir in den nächsten Monaten verfestigen und konkretisieren werden“, fügte Laimburg-Direktor Oberhuber hinzu.
Verschiedene Forschungsprojekte zur Biodiversität vorgestellt
In einer Zusammenschau gaben die Partner der Forschungskooperation einen Überblick über aktuell in Bayern, Österreich und Südtirol laufende Forschungsprojekte mit Schwerpunkt Biodiversität. In Südtirol führt Eurac Research seit 2019 ein umfassendes Biodiversitätsmonitoring durch. In Österreich läuft an der Universität von Bodenkultur Wien das Forschungsprojekt BINATS 2, in dem es um die Erfassung der Biodiversität in österreichischen Ackerbaugebieten anhand der Indikatoren Landschaftsstruktur, Gefäßpflanzen, Heuschrecken, Tagfalter und Wildbienen geht. „Es existieren zahlreiche Forschungsprojekte zur Biodiversität, aber oftmals konzentrieren sich diese auf landwirtschaftliche Flächen und wir vergessen dabei, dass auch öffentliche Grünanlagen in Ballungszentren eine ideale Gelegenheit zur Förderung der Biodiversität bieten“, resümierte Robert Pichler vom Österreichischen Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus.
Mit öffentlichen Grünflächen sind neben den typischen Parkanlagen auch kleinste Flächen wie begrünte Randstreifen, bepflanzte Verkehrsinseln oder Blumentröge gemeint. Durch kreative und innovative Planungen sowie Pflege- und Gestaltungsmaßnahmen können Gemeinden aber auch Privatleute zur Erhaltung der Lebensraum- und Artenvielfalt beitragen. „Viele Bürgerinnen und Bürger wollen einen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt leisten, etwa durch das Pflanzen verschiedener Gemüse, Kräuter und Blumen auf Balkon oder Terrasse“, berichtete Helga Salchegger, die seit September 2019 den am Versuchszentrum Laimburg neu gegründeten Fachbereich „Gartenbau“ leitet. Jedoch bestehe zum Teil erhebliche Unsicherheit – beim Endverkaufsgärtner in der Beratung und mehr noch beim Blumenfreund – im Hinblick auf die Auswahl geeigneter Pflanzen. Auf diesen Forschungsbedarf hat das Versuchszentrum Laimburg reagiert und einen Vorschlag der Südtiroler Gärtnervereinigung aufgreifend das Projekt „Biodiversität am Balkon und auf der Terrasse“ entwickelt, in dem der derzeitige Wissensstand erhoben wird und verschiedene Pflanzen im Hinblick auf Kriterien wie Wetterfestigkeit, Krankheitsresistenz, Blühverhalten und Attraktivität für Bienen und andere Nützlinge hin untersucht werden. In Zusammenarbeit mit der Fachschule Laimburg und der Südtiroler Gärtnervereinigung werden die Pflanzen im Freien getestet und die Untersuchungsergebnisse dem breiten Publikum und den Gärtnern vorgestellt. „Mit diesem Projekt wollen wir einerseits den Südtiroler Gärtnern eine gute Grundlage für die Beratung liefern und andererseits auch interessierte Laien umfassend informieren“, erklärte Salchegger.
Die Forschungskooperation Bayern – Österreich – Südtirol
Die Forschungskooperation zwischen Bayern, Österreich und Südtirol nahm ihren Anfang in einer gemeinsamen Erklärung über die Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Innovation zur Land- und Forstwirtschaft und zur Ländlichen Entwicklung vom 2. Dezember 2016. Seit Abschluss der Kooperation treffen sich die Vertreter der Ressorts sowie der in Land- und Forstwirtschaft operierender Forschungseinrichtungen Bayerns, Österreichs und Südtirols jedes Jahr an einem anderen Ort, um Informationen über aktuelle Entwicklungen auszutauschen, Themen zur Zusammenarbeit zu benennen und gemeinsame Forschungsinitiativen anzustoßen.
Im Jahr 2018 haben die Kooperationspartner eine gemeinsame Forschungslandkarte erstellt, auf der die Institutionen der drei Länder, die sich mit land- und forstwirtschaftlicher Forschung beschäftigen, je nach Themenschwerpunkt eingetragen sind. „Auf diese Weise kann man sich schnell einen Überblick über die Forschungslandschaft in diesen Bereichen schaffen und gezielt nach Partnern für Kooperationsprojekte Ausschau halten“, erklärte Laimburg-Direktor Michael Oberhuber. Südtirol ist auf der Karte mit drei Einrichtungen vertreten: Versuchszentrum Laimburg, Freie Universität Bozen und Eurac Research.
Jedes Jahr steht ein anderes Zukunftsthema im Fokus des Austausches der Forschungspartner: Im Jahr 2018 etwa ging es um das herbizidfreie Unkrautmanagement. Der Austausch mündete in einem gemeinsamen Projekt zur Entwicklung nachhaltiger Herbizidalternativen, welches aktuell auch am Versuchszentrum Laimburg läuft. Die Experten der Fachbereiche „Weinbau“, „Obstbau“ und „Pflanzenschutz“ unter der Leitung von Barbara Raifer, Walter Guerra und Klaus Marschall prüfen eine biologisch abbaubare Mulchfolie, die aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Die am „Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe“ im bayerischen Straubing entwickelt Mulchfolie wird im Stockbereich von Weinreben bzw. im Stammbereich von Obstbäumen aufgespritzt, wo sie nach dem Aushärten den behandelten Bereich effizient abdeckt und so den Aufwuchs von Beikräutern hemmen soll.
Quelle; Südtirol News