„Energie-, Lebens- und Wirtschaftsräume neu denken“
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass das globale Wirtschaftssystem vor enormen Herausforderungen steht und einen tiefgreifenden Wandel benötigt. Das Energiesystem wird dabei eine entscheidende Rolle spielen, denn es steht im Zentrum zahlreicher wirtschafts- und gesellschaftsrelevanter Prozesse. Die Reduktion treibhausgasrelevanter Gase und somit die Umstellung der immer noch stark von fossiler Energie abhängigen Energieversorgung hin zu einem klima- und umweltfreundlichen Energiesystem kann nur im internationalen Kontext geschehen. Alleingänge und protektionistische Tendenzen werden durch eine globale Herangehensweise hintangestellt. Für die Zukunft der Europäischen Union sind diese gemeinsamen Vorgehensweisen und der damit verbundene Zusammenhalt sehr wichtig. Forschung, Entwicklung und Innovation werden die entscheidenden Faktoren sein, um Europa auch in Zukunft global zu positionieren.
Das heurige Forum Econogy thematisierte daher „Energie-, Lebens- und Wirtschaftsräume neu denken“ . Die sukzessive Weiterentwicklung in Richtung auf ein Wohlstand schaffendes, nachhaltiges Wirtschaftssystem, das auch die Klimaziele erfüllt und damit die dramatischen Folgen der Klimaveränderung verhindern will, betrifft alle drei Bereiche gleichermaßen.
Bereits jetzt müssen neue Entwicklungs- und Handlungspfade eingeschlagen werden. Dabei gilt es vorausschauend zu handeln. Weder bestehende Systeme sollen um jeden Preis erhalten werden, noch ist jede neue Idee automatisch aufzugreifen und großflächig umzusetzen.
Der Vormittag des Forum Econogy gestaltete sich als Treffpunkt für aktives Lernen und interdisziplinäre Problemlösungen. Anhand der Fragestellung „Fossilfrei 2040?“ widmeten sich 31 TeilnehmerInnen in entspannter Workshop Atmosphäre am Campus der JKU Linz jeweils zwei beispielhaften Mensch- bzw. Produktlebenszyklen. Welche Probleme für die Erreichung der Vision „Fossilfrei 2040?“ zu überwinden und welche Lösungen umsetzbar sind, wurde mit Hilfe der Design Thinking Methode gemeinsam entwickelt. Dieser Innovationsprozess wurde erfolgreich durch unseren Kooperationspartner Business Upper Austria begleitet.
Der, mit rund 120 Teilnehmern gut besuchte Nachmittag wurde durch Michael Mayrhofer, den Senatsvorsitzenden der Johannes Kepler Universität Linz und Horst Steinmüller, Geschäftsführer des Energieinstituts, eröffnet. Beide unterstrichen im Zuge ihrer Begrüßungsworte die Wichtigkeit einer Umstellung auf ein kohlenstoffoptimiertes Wirtschaftssystem. „Veranstaltungen wie diese tragen wesentlich dazu bei, Systeme und Abhängigkeiten besser zu verstehen und zu begreifen, wobei der Regionalität neue Bedeutung zukommen wird, denn man muss das Gesamte sehen und nicht eine monokausale Lösung anstreben“ so Steinmüller.
Markus Mooslechner, preisgekrönter Journalist, Wissenschaftskommunikator und Fernsehmoderator unterstrich die Begrüßungsworte noch durch seine Erkenntnisse als Moderator der diesjährigen Technologiegespräche in Alpbach mit „Wir fordern zu viel und handeln zu wenig. Ideen für Auswege aus unserer globalen Misere gebe es genug, wie auch diese Veranstaltung zeigt. Noch fehlt uns dafür eine große, globale Vision. “
Georg Günsberg, bekannt als Autor der Faktencheck Energiewende-Publikationsreihe und der Analyse von Energieszenarien wie im alljährlichen IEA-World Energy Outlook, ging darauf ein, wie die Transformation des Energiesystems systematisch unterschätzt wird und dass diese nicht nur eine Frage neuer Technologien sei, sondern mit einem tiefgreifenden Struktur- und Kulturwandel einhergehen werde.
Im Anschluss zeigten Friedrich Schneider und Sebastian Goers vom Energieinstitut an der JKU Linz die Beiträge einer ökologischen Steuerreform auf dem Weg hin zu einer klimaverträglichen Gesellschaft und Wirtschaft in Österreich auf. Unter Berücksichtigung der Aufkommensneutralität werden die Steuereinnahmen an die regulierten Unternehmen sowie an die privaten Haushalte rückverteilt. Somit hätten diejenigen einen Vorteil, die effizient und ökologisch effektiv Energie nutzen. Durch diese Rückverteilung kann zudem die Kaufkraft erhalten bleiben und Wachstumsimpulse für die Wirtschaft geschaffen werden. Für 2025 zeigen die Simulationsergebnisse einen Anstieg des BIP um 1,4 Mrd. Euro pro Jahr und einen Beschäftigungszuwachs von 7.000 Beschäftigten. „Ein wichtiger Hebel der Steuerreform ist auch die Durchführung von Investitionsförderungen im Rahmen einer Offensive zu alternativen Antrieben (Batterie-Mobilität, Wasserstoff-Mobilität) und zum Einsatz von Biomethan im Sektor Raumwärme, welche mit Maßnahmen und Leuchtturmprojekten der #mission2030 einhergehen. Diese Innovationsförderung führt zur Weiterentwicklung und Modernisierung der Industrie“ so die Studienautoren.
Erstmals beim Forum Econogy präsentierte das Energieinstitut selbst seine Lösungsansätze und Erfahrungswerte aus abgeschlossenen und laufenden Forschungsprojekten zum Thema. Die Elevator Statements kamen beim Publikum besonders gut an und stellten geballtes Wissen in kompakter frischer Form dar.
Der schwedische Gastreferent Thore Berntsson von der Chalmers University of Technology musste leider krankheitsbedingt absagen. Dessen Folien wurden aber von Horst Steinmüller und Simon Moser in leicht abgeänderter Form präsentiert und beide zeigten die Notwendigkeit von neuen Techniken und Systemen für eine radikale Dekarbonisierung in der Industrie auf. Dabei wurde herausgehoben, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit gerade in diesem Bereich ist. Aktivitäten der Internationalen Energieagentur (IEA) wie das TCP (technology collobartation programme) „Industrial Energy-Related Technologies and Systems (IETS) sind daher besonders zu begrüßen. Österreichische Forscher und Industrieunternehmen leisten dabei unterstützt von der öffentlichen Hand wichtige Beiträge.
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